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Matthias Schlüter will der Branche mit der "Anuga FoodTec 2022 – Special Edition" ein überzeugendes B2B-Konzept bieten, und das auch digital. „Neben der Präsenzmesse ermöglicht unsere reichweitenstarke Digitalplattform Anuga FoodTec@home zusätzliche Kontaktmöglichkeiten“, so der Direktor der Koelnmesse. GmbH.

„DIE SIGNALE STEHEN AUF GRÜN“

Vom 26. bis 29. April soll die Anuga FoodTec nach ihrer pandemiebedingten Verschiebung wieder auf dem Messegelände in Köln stattfinden. Im Gespräch mit LEBENSMITTELTECHNIK blickt Matthias Schlüter optimistisch auf die Veranstaltung und den Buchungsstand. Der Direktor der Koelnmesse GmbH erläutert das neue Konzept der Leitmesse für die Lebensmittelindustrie, die auch in Zeiten von Corona für Innovationsschübe sorgen will – und stellt klar: „Die Präsenzmesse hat für uns absoluten Vorrang!“

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LT: Corona zwingt die Messebranche zu Veränderungen. Wie haben Sie als Veranstalter der Anuga FoodTec, diesen Prozess erlebt? Und wie ist die aktuelle Stimmung in der Branche?
Matthias Schlüter: Durch die Verschiebung der Anuga FoodTec um ein Jahr auf den neuen Termin im April 2022 konnten wir der internationalen Lebensmittel- und Getränkeindustrie eine Perspektive bieten – denn allen digitalen Meilensteinen zum Trotz, die die Messebranche in den vergangenen zwei Jahren hinter sich gelassen hat: Messen sind im Marketingmix der Unter- nehmen weiterhin unverzichtbar.

LT: Der Bedarf am persönlichen Austausch ist also unvermindert groß?
Schlüter: Die Branche hat uns dies im Vorfeld der Anuga FoodTec deutlich signalisiert, was wir an der weiterhin hohen Zahl von angemeldeten Ausstellern sehen können. Aber auch in unseren Gesprächen mit den Unternehmen kommt zum Ausdruck, wie sehr die Messe als Treffpunkt und inter- disziplinärer Networking-Plattform geschätzt und auch benötigt wird. Die Signale für die diesjährige Anuga FoodTec stehen also auf Grün.

LT: Was können Sie uns zum derzeitigen Planungsstand erzählen?
Schlüter: Dem aktuellen Planungsstand zufolge gehen wir von rund 900 Ausstellern und einer Bruttoausstellungsfläche von etwa 115.000 Quadratmetern aus. Alle Angebotssegmente sind gut besetzt, und zwar mit Marktführern und Top-Unternehmen ebenso wie mit zahlreichen mittelständischen und kleineren Spezialfirmen, die für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie so wichtig sind. Die aktuelle Ausstellerliste ist mittlerweile auch auf unserer Website einsehbar.

LT: Mit welchen Besucherzahlen rechnen Sie?
Schlüter: Noch können wir keine belastbaren Angaben dazu machen. Fest steht, dass sich das Reiseverhalten verändert hat. Wir gehen daher davon aus, dass wir ein sehr hochkarätiges Publikum in Köln begrüßen können, dass aber auch pro Unternehmen kleinere Teams kommen – dies war zumindest die Erfahrung bei unseren Herbstmessen, unter anderem bei der Anuga.

LT: Was sind für Sie die aktuellen Fragen und Problemstellungen der Lebensmittelindustrie, auf die die Messe eingehen wird?
Schlüter: Insgesamt befindet sich die Branche in einem großen Transformationsprozess, der sich mit den Kernthemen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und alternative Ernährungskonzepte beschäftigt. Hier gibt es viele Unterthemen wie Lebensmittelverschwendung, Ressourcenschonung und Anpassung von Rezepturen, die sowohl von den Ausstellern auf den Ständen als auch in unserem Kongressprogramm eingehend beleuchtet werden.

LT: Erstmals wird die Intralogistik komprimiert in einer Halle abgebildet. Welchen Mehrwert bietet das Thema?
Schlüter: Als eigenständiges Segment beschäftigt sich die Intralogistik mit dem innerbetrieblichen Materialfluss und umfasst Produktgruppen wie Förderanlagen, Großbehälter, Lagersysteme oder Flurförderzeuge. Alle weltweiten Produzenten von Lebensmitteln und Getränken benötigen der- artige Lösungen. Auch ergänzende Themen wie Lagerhaltung und Gebäudemanagement werden hier berührt. Logistische Lösungen waren bislang auch schon auf der Anuga FoodTec vertreten, dies war für die Besucherinnen und Besucher aber kaum wahrnehmbar. Jetzt finden sie alle Anbieter an einer Stelle und können sich so schnell einen Überblick über die verschiedenen Exponate verschaffen.

LT: Auch das Konsumentenverhalten ändert sich – gerade im veganen und vegetarischen Sortiment steigt die die Produktvielfalt kontinuierlich. Spiegelt sich die Entwicklung technologieseitig auf der Anuga FoodTec wider?
Schlüter: Die Verarbeitung von veganen und vegetarischen Grundstoffen erfordert zu- nächst einmal keine anderen technologischen Grundvoraussetzungen. Allerdings sind für die Herstellung eines beim Verbraucher akzeptierten Produkts neue Rezepturen gefordert, um Geschmack, Aussehen und Konsistenz angenehm zu machen.

LT: Neben pflanzlichen Proteinquellen rücken weitere Alternativen in den Fokus der Produktentwickler ...
Schlüter: Alternative Proteine sind ein spannendes Entwicklungsfeld, auch im Hinblick auf Biomasse-Fermentation, Zellkultivierung oder die Verarbeitung von Insekten. Zahlreiche Prozess- und Verarbeitungsstufen bis hin zur Verpackung sind natürlich Themen, die umfassend auf der AnugaFoodTec abgebildet werden. Darüber hinaus bietet das Event-Programm dazu Diskussionen. Am 27. April geht es beispielsweise um die Verarbeitung von Insektenmehlen für die Brotherstellung. Am 28. April beschäftigt sich der Food4Future-Kongress ebenfalls mit dem Thema Alternative Proteinquellen.

LT: Auf welche Aspekte fokussiert das Rahmenprogramm der Messe? Welche Rolle spielt beispielsweise das Sustainable Packaging?
Schlüter: Wir greifen das Thema auf der Messe und im Rahmenprogramm mehrfach auf, da es für die Verpackungsbranche die aktuell größte Herausforderung darstellt. Die DLG veranstaltet am ersten Messetag ein moderiertes Fachgespräch zu "Nachhaltige Flaschen und Packmittel für Getränke". Am 28. April bringt das NVC Netherlands Packaging Centre Expertinnen und Experten zum Thema "Maßgeschneiderte Lebensmittelverpackungen" zusammen. Nachhaltigkeit ist hier einer der Schwerpunkte.

LT: Die Corona-Pandemie stellt Messeveran- stalter vor organisatorische Herausforderungen in der Durchführung physischer Messen. Wie hat sich das Team der Anuga FoodTec auf das "new normal" vorbereitet?
Schlüter: Die Messe wird grundsätzlich das gewohnte Bild bieten, allerdings mit breiteren Gängen, sodass ausreichend Platz für alle Messeteilnehmenden bestehen wird. Wir haben unsere Konzepte bereits bei unseren Messen im Herbst 2021 erfolgreich einsetzen können. Durch Services wie digitales Ticketing, verpflichtende 3G-Regelung, strikte Maßnahmen wie Maskenpflicht in den Gängen, verstärkte Hygienemaßnahmen wie kontinuierliches Reinigen und Desinfizieren bieten wir unseren Gästen ein sicheres Messeerlebnis.

LT: Traditionell liegt der Fokus der Anuga FoodTec auf persönlichen Gesprächen und Geschäftskontakten. Doch die für dieses Jahr konzipierte Messe präsentiert sich erstmals als Special Edition und damit als Verknüpfung von Präsenzmesse mit der Digitalplattform Anuga FoodTec@home ...
Schlüter: ... wobei ich betonen möchte: Die Präsenzmesse hat für uns absoluten Vorrang! Wir sehen die digitale Plattform Anuga FoodTec@home aber als sehr gute Ergänzung der realen Messe. Im Mittelpunkt steht auch hier der Networking- Aspekt.

LT: Wie können sich die Aussteller hier einbringen?
Schlüter: Während die Aussteller der Anuga FoodTec sich durch digitale Präsentationen in unterschiedlichen Formaten profilieren können, haben die virtuellen Besucherin- nen und Besucher Zugriff auf zahlreiche Inhalte und Daten, die die Messe bietet. Dies ist auch für alle Interessenten relevant, die die Messe nicht besuchen können, weil die Anreise 2022 eingeschränkt ist. Aussteller können durch ein innovatives Lead-Tracking-System erfahren, welche Besucherinnen und Besucher sich für ihr virtuelles Angebot interessiert haben und diese kontaktieren – Interessenten finden so zusammen und können gemeinsam an Lösungen arbeiten.

LT: Welche Möglichkeiten bietet das digitale Format für Podiumsgespräche und Diskussionsrunden?
Schlüter: Die Besucherinnen und Besucher können die Highlights des Event- und Kongressprogramms auch auf der Anuga FoodTec@home erleben. Generell bleibt die Plattform bis zum 30. Juni 2022 online, so dass die Branche auch noch nach der Messe die Gelegenheit hat, die Inhalte abzurufen.

 

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