SCHUBKRAFT FÜR DIE DIGITALISIERUNG
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- 1Schubkraft für die Digitalisierung
- 2„Wir sprechen immer von intelligenter Automation“
- 3„Das digitale Abbild des Lebensmittels wird zum Wissenspool“
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LT: Herr Prof. Witte, was verbirgt sich hinter der Forschungsinitiative smartFoodTechnologyOWL und was sind deren Ziele?
Stefan Witte: Gemeinsam mit rund 40 kleinen und großen regionalen Partnern aus Industrie, Handwerk, Handel und weiteren Forschungseinrichtungen arbeiten wir an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe im Rahmen von smartFoodTechnologyOWL an innovativen Produkten und Technologien für die Lebensmittelindustrie. Durch die Zusammenführung von Industrie 4.0-Kompetenzen und lebensmitteltechnologischem Know-how entsteht am Innovation Campus Lemgo damit ein Kompetenzzentrum zum Thema "where food meets IT", das europaweit zu den Top-Adressen zählt, um die Potenziale der Digitalisierung im Umfeld der Lebensmitteltechnologien zu erarbeiten.
LT: Ging die Idee für die Initiative von der Hochschule aus? Oder gab es auch andere Initiatoren, beispielsweise die vielen kleinen und mittleren Unternehmen in der Region?
Witte: Den ersten Aufschlag haben wir gemacht. Gestartet wurde die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Initiative im Jahr 2016 durch das Institut für Lebensmitteltechnologie.NRW (ILT.NRW) und das Institut für industrielle Informationstechnik (inIT) der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe.
LT: Welchen Part übernimmt die Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe innerhalb der Initiative?
Witte: Einen sehr zentralen. Für uns stand von Beginn an fest: Wollen wir das Thema intelligente Lebensmitteltechnologie adressieren, dann müssen wir unsere Kompetenzen aus der Welt der Lebensmitteltechnologie mit denen aus der IT- und Automatisierungstechnik vereinen. Die PartnerschaftsmartFoodTechnologyOWL nutzt die Potenziale von Digitalisierung und Industrie 4.0-Technologien, um bislang getrennte Einzelsysteme der Lebensmittelwirtschaft zu integrierten Wertschöpfungs- und Produktionsketten zu vernetzen. Dahinter stecken ganz konkrete Technologien und Konzepte, die sich Schritt für Schritt umsetzen lassen. An dieser Stelle reiche ich das Wort an Prof. Danneel und Prof. Lohweg weiter ...
Hans-Jürgen Danneel: Die beiden von Prof. Witte angesprochenen Schlüsselkompetenzen sind mit unseren beiden Instituten am Innovation Campus Lemgo in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander angesiedelt. Mit smartFoodTechnologyOWL wollen wir hier die Impulse für eine grundlegende Änderung der Qualitätsphilosophie in der Lebensmittelwirtschaft setzen: Weg von einer retrospektiven hin zu einer kontinuierlichen, prospektiven Überwachung.
Volker Lohweg: Dabei zielen wir mit unseren Technologien vor allem auf die kleinen und mittleren Unternehmen. Wir haben hier in der Region Ostwestfalen-Lippe eine starke Lebensmittelindustrie, einen breit aufgestellten Maschinen- und Anlagenbau sowie eine Vielzahl von Automatisierungsspezialisten – da bot es sich einfach an, diese ganzen Mosaiksteinchen mit unserer Partnerschaft zusammenzuführen, um so das geflügelte Wort "Industrie 4.0" auf den Boden der unternehmerischen Praxis zurückzuholen.
LT: Industrie 4.0 ist vor allem für den Maschinen- und Anlagenbau ein Chancenthema. Die Branche arbeitet intensiv an digitalen Lösungen. Sollte hier nicht ausreichend Know-howvorhanden sein, das die von Ihnen geforderten Kompetenzen miteinander vereint?
Lohweg: Im Grunde haben Sie Recht, einerseits. Anderseits haben wir festgestellt, dassder Nahrungsmittelmaschinenbau gegenüber anderen Disziplinen wie Automobil und Chemie technologisch in vielen Bereichen noch Nachholbedarf hat. Während die großen Marktführer hierzulande sicherlich schon weiter vorne sind, haben die kleinen und mittelständischen Anlagenbauer Themen wie Big Data und die Cloud noch nicht für sich entdeckt ...
Danneel: ... ein Fakt, der im Übrigen auch auf die Lebensmittelbranche zutrifft. Viele der kleinen und mittelständischen Betriebe stehen aufgrund eines harten Preiswettbewerbs mit dem Rücken zur Wand. Ihnen fällt es angesichts knapper Ressourcen schwer, die technologische Reife entsprechender Lösungen zu beurteilen und würden am liebsten alles so lassen, wie es ist.
„Schubkraft für die Digitalisierung”