AUF HYGIENE GETRIMMT
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Vernetzte Geräte, dezentrale Steuerungen, datenbasierte Anwendungen – Industriee 4.0 und damit die Idee des Internet of Things (IoT) ist in den Hallen der Lebensmittelindustrie angekommen. Schaltschränke sind dabei die Steuerzentralen für immer anspruchsvollere Prozesse. Sie bündeln alle elektrischen, elektronischen und pneumatischen Komponenten, die für maximale Transparenz auf dem Shopfloor sorgen. Selbst wenn die Gehäuse erst vor Ort beim Anwender entsprechend bestückt werden: „Die Steuerung der modernen, komplexen Anlagen für die Lebensmittelproduktion erfordert individuell konzipierte Schaltschränke, die geplant, montiert und vor Ort in Betrieb genommen werden müssen. Gefragt ist hier ein umfassendes Know-how“, weiß HeinzPeter Wolf.
So gilt es beispielsweise bereits in der Konzeptionsphase die Gehäuse in puncto Abmessungen und Türöffnung optimal an den zur Verfügung stehenden Platz an der Maschine anzupassen. „Durch ein optimiertes Design können Schaltschränke dazu beitragen, die vernetzte Produktion effektiver zu gestalten“, so Wolf gegenüber LEBENSMITTELTECHNIK. Doch das allein reicht nicht. Die für den Austausch der Daten, teilweise auch für die Energieversorgung der Geräte, installierte Netzwerktechnik muss nicht nur vor elektromagnetischen Störeinflüssen, sondern auch intensiven Reinigungsprozeduren geschützt werden. Und noch ein weiterer Aspekt kommt für den gelernten Energieanlagenelektroniker hinzu: „Als zentraler Verteiler sorgt ein Schaltschrank nicht nur für die Kommunikation zwischen der Steuerung und den einzelnen Komponenten. Er schirmt Personen auch vor den Gefahren des elektrischen Stroms ab.“
Heinz-Peter Wolf ist neben Andreas Falk einer der beiden geschäftsführenden Gesellschafter der Falk GmbH Technical Systems und mit seinem Büro ansässig in der Niederlassung in Troisdorf nahe Bonn. Von dort, dem Stammhaus in Oberstenfeld sowie einer weiteren Niederlassung im Schwarzwald bei Lörrach, betreuen Wolf und Falk mit ihrem Team die deutschen Kunden des Edelstahlgehäuseherstellers Ilinox. Seit über acht Jahren repräsentieren sie das norditalienische Unternehmen in BadenWürttemberg, Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Als Systemlieferant bietet die Falk GmbH Technical Systems auch komplett montierte Taster-Gehäuse sowie verdrahtete Klein-Schaltschränke an.
Kompetenz im Schaltschrankbau
Die Stärke ihrer Vertriebsmitarbeiter sehen die beiden in der persönlichen Beratung der Konstrukteure und Einkäufer vor Ort, denn: „Maschinen und Anlagenbauer für die Lebensmittel- und Pharmaindustrie benötigen einen kompetenten Partner, der sie von der Planung über das Engineering und die Zertifizierung bis zur Auslieferung des Schaltschranks begleitet. Unsere erfahrenen Fachkräfte sorgen für eine detaillierte Planung, die alle Anforderungen der Maschine berücksichtigt. Darüber hinaus tragen die CAD-Zeichnungen von Ilinox bis ins kleins te Detail zu einer hohen Engineering-Sicherheit in den Unternehmen bei“, betont Wolf. Andreas Falk ergänzt: „Dank der langjährigen und zuverlässigen Zusammenarbeit mit Ilinox können wir ein ganzheitliches und aufeinander abgestimmtes Portfolio bieten, mit dem unsere Kunden ihre Engineering-Prozesse beschleunigen und ihre Effizienz steigern können.“
Jährlich liefert Ilinox über 15.000 Edelstahlgehäuse aus, rund die Hälfte davon in individueller Ausführung. Zu den Kunden des Unternehmens aus San Polo di Torrile, gelegen in der Region Emilia-Romagna in der Nähe von Parma, zählen Erstausrüster sowie große Produktionsunternehmen mit eigenem Engineering. Alle Gehäuse mit marktgebräuchlichen Abmessungen sind ab Lager verfügbar. Sie werden in vereinbarter Losgröße inklusive aller Ausschnitte gefertigt. Die so vorproduzierten Schaltschränke stehen auf Abruf zur Verfügung und erreichen innerhalb von drei Werktagen die deutschen Kunden. „Ein Aspekt, von dem auch Lebensmittelproduzenten profitieren, die geringe Stückzahlen anfragen, denn Ilinox liefert in diesem Zeitrahmen alle StandardEdelstahlgehäuse bis zur Losgröße Eins aus“, so Falk. Die italienischen Schaltschrankexperten sind zudem in der Lage, Vorschläge für die Kunden unter Einhaltung des Corporate Designs zu erarbeiten.
Hauptsächlich kommt Edelstahl der Güteklassen AISI 304L (1.4307) und AISI 316L (1.4404) zum Einsatz. Hintergrund: Die austenitischen Stähle der Serie 300 garantieren eine optimale Verwendung in der Lebensmittelindustrie, für die mit der HygienicLinie ein eigenes Gehäusesystem zur Auswahl steht, welches bis ins kleinste Detail durch dacht wurde. „Ilinox verfügt damit über eines der breitesten Angebote im Marktsegment der hygienischen Edelstahlgehäuse“, sagt Wolf. Kompromisse in puncto Hygiene kommen für ihn und Falk nicht in Frage – denn in der Lebensmittelverarbeitung herrschen strenge Hygienestandards. „Wir können und wollen nicht riskieren, dass sich an den Schaltschränken Ablagerungen aus Staub, Schmutz und Wasser festsetzen“, er läutert Falk. Im schlimmsten Fall komme es durch derartige Verunreinigungen zu Bakterienwachstum und Schimmelpilzbildung.
Fit für das tägliche Wash-Down
Neben der Maschinenrichtlinie 2006/42/EG und der DIN EN 16722 spielen die anspruchsvollen Guidelines 8 und 13 der European Hygienic Engineering and Design Group (EHEDG) bei der reinigungsgerechten Konstruktion der Hygienic-Linie eine zentrale Rolle. Das zeigt sich bereits bei den Oberflächen der Gehäuse. Diese sind mit einer Rautiefe kleiner als 0,8 Mikrometer gefertigt, wodurch eine hohe Beständigkeit gegenüber Chemikalien sowie aggressiven Reinigungs- und Desinfektionsmitteln erreicht wird. Dazu gehören aber auch das Vermeiden von Spalten, Vertiefungen und Kontaminationen sowie das Verhindern des Eindringens von Staub und Feuchtigkeit.
„Anlagen in der Lebensmittelindustrie werden von oben nach unten gereinigt. Gewölbte Oberflächen, tote Winkel und freiliegende Effekt jedoch verhindern“, erläutert Wolf. Damit dies nicht passiert, sorgen das über stehende 30-Grad-Schrägdach und die geneigten Abkantungen für einen vollständigen Flüssigkeitsablauf. Zudem kommt bei den Gehäusen nur von der FDA zugelassenes Dichtungsmaterial zum Einsatz, das beständig gegen Reinigungsmittel aller Art ist. Die Silikondichtung ist aus dem Türrahmen abnehmbar und lässt sich sterilisieren. Etwaige Lebensmittelrückstände sind aufgrund ihrer blauen Farbe sofort zu erkennen.
Die Hygienic-Linie von Ilinox deckt eine Vielzahl an Optionen ab und umfasst große Schaltschränke in Modul oder Kompaktbauweise sowie Monoblockgehäuse. Kleinere Steuergehäuse, optional mit Scheibe aus bruchfestem Verbundglas in der Tür und eine Auswahl an Computergehäusen und Bedienpulten runden das Portfolio ab. Hin zu kommen kleine Verteilergehäuse, die mit einem oder mehreren Löchern als Schalter und Tastergehäuse zur Auswahl stehen. Zuletzt wurde die HygienicLinie von Ilinox speziell unter diesen Gesichtspunkten noch einmal verbessert und um die Push-Button-Gehäuse der Serie PEH in Schutzklasse IP66 beziehungsweise IP69K erweitert.
Die neuen Tastergehäuse in V2A-Edelstahl 1.4307 sind spritz und strahlwassergeschützt und lassen sich problemlos mit dem Hochdruckreiniger säubern. Um Schmutz im prozessnahen Umfeld gering zu halten, bietet Ilinox ein umfangreiches Zubehör für seine Hygienic-Linie. Das Angebot umfasst Nivellierfüße, die so konstruiert sind, dass nach der Installation sämtliche Gewindeteile im Gehäuse verborgen sind, sowie Kabelverschraubungen mit einer glatten und geschlossenen Oberfläche. Ebenso sind Wandabstandshalter erhältlich, die hinter dem Gehäuse ausreichend Raum für eine Reinigung gewährleisten.
Hinzu kommt für Andreas Falk die „hohe Flexibilität bei der Erfüllung von Sonderwünschen unserer Kunden, die oft ausschlaggebend für die Entscheidung zugunsten eines Gehäuses von Ilinox ist und gibt ein Beispiel: „Ein großer Endkunde für Fleischwaren benötigte für die Unterbringung der Notschalter Gehäuse mit speziellen Anforderungen. Daher mussten wir einen Ausschnitt mit Glaseinsatz in Sondermaßen realisieren und einen Verschlussgriff ohne Schloss integrieren. Ilinox habe die Anforderungen fachgerecht, flexibel und kompetent erfüllen können. All diese vielen kleinen Details haben eine große Wirkung. Letzten Endes muss der Schaltschrank im Zusammenspiel mit all seinen verbauten Komponenten, inklusive Reinigungsprozess betrachtet werden – erst dann kann man sicher sein, unter hygienischen Gesichtspunkten alles richtig gemacht zu haben“, so Heinz-Peter Wolf zum Abschluss des Gesprächs.