© Van Genechten Packaging
Paperboard Trays mit Siegelfolie führen zu Einsparungen an Kunststoff von bis zu 75 Prozent und tragen trotzdem als MAP-Verpackungen zur Haltbarkeitsverlängerung von Lebensmitteln bei.
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Bei der MAP-Neuentwicklung FlatMap für geslicete Produkte wird ein Kartonträger mit einem recyclebaren Liner kaschiert.
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Für Obst und Gemüse ersetzen Trays aus Feinwelle und Vollkarton die herkömmlichen Verpackungen mit einer Kunststoffreduktion um bis zu 80 Prozent.

KARTONVERPACKUNGEN MIT MEHRWERT

Seit 1834 ist die Van Genechten Packaging Group ein zuverlässiger und erfahrener Partner rund um die Verpackung von Lebensmitteln. Das Unternehmen zählt zu den größten unabhängigen Faltschachtelproduzenten in Europa. Mit Hauptsitz im belgischen Turnhout betreibt es neun Produktionsstätten und sechs Innovationszentren in sieben Ländern. CEO Prof. Dr. Frank Ohle und CCO Marc Büttgenbach sprechen im LT-Interview über aktuelle Herausforderungen und Zukunftsperspektiven der Kartonverpackung unter anderem im Zusammenhang mit der aktuellen Nachhaltigkeits- und Kunststoffdebatte und den Anforderungen aus dem stark wachsenden E-Commerce-Handel.

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LT: Was zeichnet Van Genechten Packaging aus?

Ohle: VGP ist eines der ganz wenigen Unternehmen in unserem Marktsegment, das noch vollständig in Privatbesitz ist – es gibt uns seit 1834. Mit unseren europäischen Standorten hat sich unser Profil über die letzten Jahrzehnte zu einem starken Entwicklungs- und Produktionspartner für regionale und internationale Kunden entwickelt. Unser Produktportfolio umfasst die ganze Bandbreite – von Faltschachteln über offsetkaschierte Wellpappe, Starkkarton bis hin zu hochveredelten Geschenk- und Promopacks sowie POS-Displays. Wir sind bewährte Lieferanten für die Produktion großer Mengen, entwickeln und produzieren darüber hinaus auch exklusive Verpackungen in kleinen Auflagen, zum Beispiel Saisonware in der Süßwarenindustrie – und das alles unter einem Dach mit starken lokalen Produktionsstandorten.

LT: Mit welcher Vertriebsstrategie bedienen Sie den Markt?

Ohle: Jedes unserer Werke verbindet eigenes nationales und internationales Geschäft und betreut die großen internationalen Markenartikler ebenso wie regionale Lebensmittelhersteller. Alle relevanten Leistungen und Produktionsprozesse, die unsere Kunden für ihren Markterfolg benötigen, decken wir innerhalb unserer Gruppe ab. Dafür steht ein äußerst leistungsstarkes Netzwerk zur Verfügung, das alles aus einer Hand liefert.

Büttgenbach: Unsere Flexibilität entsteht dabei im Team. Jedes Werk hat seinen eigenen Schwerpunkt und bringt sein ganz spezielles Know-how projektbezogen in die Gruppe ein. So stehen uns unterschiedlichste Kompetenzen zur Verfügung und wir können Ressourcen zusammenführen. Unsere Kunden profitieren von unserer umfangreichen Expertise, die wir für ihre Zielerreichung einsetzen. Mit unserem ausgeprägten Erfahrungsschatz sind wir fokussiert und effizient. Damit können wir Anpassungen schnell implementieren und die Time-to-Market gering halten, was ein wichtiger Erfolgsfaktor für uns ist.

Ohle: VGP ist sehr vielseitig aufgestellt. Im Fokus unserer Design- und Vertriebsaktivitäten stehen sowohl Verpackungslösungen für die Marktsegmente Lebensmittelprodukte, Süßwaren und Snacks, Tiernahrung aller Art, dazu auch Getränkeanwendungen. Diese beliefern wir mit nahezu allen denkbaren Verpackungs- und Gebindeformen wie hochveredelte Promopacks, POS-Displays oder Umverpackungen jeweils als Vollkarton, Microflute und Rigid. Unsere deutschen Niederlassungen in Kempten und Pulheim gehören zu den traditionsreichen Produktionsstandorten in der Verpackungsindustrie. Kempten feiert 2021 sein 100-jähriges Jubiläum und ist eines der größten und leistungsstärksten Produktionswerke. Pulheim ist erfolgreich spezialisiert auf Food-, Hygiene- und Haushaltswaren-Verpackungen sowie Promotion-Lösungen.

LT: Van Genechten Packaging ist als Partner für Verpackungslösungen in den unterschiedlichsten Branchen in regionalen und internationalen Märkten erfolgreich. Wie lautet Ihr Erfolgsgeheimnis?

Ohle: Unser Erfolg ist eng mit langjährigen Kundenbeziehungen verknüpft. Viele dieser Unternehmen sind, ebenso wie wir, noch familiengeführt, blicken auf eine traditionsreiche Firmengeschichte zurück und verkörpern eigene Werte. Gleichzeitig sind diese Kunden im Hinblick auf die Verpackung besonders innovativ und experimentierfreudig, was neue Konzepte angeht. Erfolgsrezept ist: Viel Wert auf Shelf-Appeal legen, um im Handel aufzufallen. Die Verpackung ist die Visitenkarte des Produktes selbst. Deshalb ist nicht nur die wirtschaftliche und logistische Komponente, sondern auch das Look-and-Feel und die Attraktivität der Verpackung wichtig.

LT: Gibt es Besonderheiten bei der Zusammenarbeit mit großen internationalen Markenartiklern?

Ohle: Diese Unternehmen suchen auf Grund ihrer globalen Nachhaltigkeitsstrategien und Preissensitivität ständig neue Ansätze. Erfolgsrezept hier ist, die eigene Marke fortlaufend präsent und bekannt zu halten. Wir beobachten den Wandel der Anforderungen an die Verpackungslösungen seitens politischer Veränderungen sowie auch durch neue Business-Modelle, wie die starke Zunahme des E-Commerce-Geschäftes. Der klare Treiber ist die öffentliche Debatte über die Auswirkung der Klimaveränderung: Der Bedarf an Verpackung aus Papier, Wellpappe und Karton wird im Vergleich zu Kunststofflösungen in den nächsten Jahren steigen.

LT: Auf welche aktuellen Anforderungen müssen Sie reagieren?

Ohle: Unsere Kunden stellen sich täglich den Herausforderungen des Handels und passen sich permanent den Markttrends an. Wie wir wissen, spielt dabei nicht das eigentliche Produkt, sondern die Verpackung als Botschafter eine entscheidende Rolle in der Marken- und Produktpolitik. Sie ist es, die im Handel für einen Kaufimpuls sorgt. Neue Trends erfordern eine stetige Weiterentwicklung der Verpackungskonzepte. Produkt- und Verpackungszyklen werden zudem kürzer und fokussierter.

LT: Und dabei kommen Sie ins Spiel …

Ohle: Unsere strategische Rolle sehen wir in der aktiven Unterstützung unserer Kunden und darin, dort einen Impact für deren Erfolg zu leisten. Mit unserem Fachwissen im Bereich Materialien und der kundenspezifischen Abpack- und Supply-Chain-Prozesse können wir wichtige Impulse für das Neu-Denken ihrer Verpackungslösungen geben. Wir möchten für unsere Kunden der Partner of Choice sowohl für die täglichen Verpackungsbedarfe als auch für die kreativen und nachhaltigen Verpackungen sein. Ganzheitlich und umfassend sind wir der Partner, aus dessen Hand der gesamte Bereich der Kartonverpackung realisiert wird.

LT: Welche Standards für Kartonverpackungen konnten Sie schon gemeinsam mit ihren Kunden setzen?

Ohle: Ein umwälzendes Thema ist der Trend zu mehr Nachhaltigkeit. Kaum ein Unternehmen ändert seine bestehenden, hocheffizienten Prozesse freiwillig. Das geschieht in der Regel durch die strategische Repositionierung der Marke oder durch Forderungen von außen, wie aktuell mit der neuen EU-Verpackungsverordnung. Wir erleben, dass Nachhaltigkeitsprojekte auch in Zeiten der Pandemie wie geplant vorangetrieben werden und Lebensmittelhersteller sich sogar noch stärker damit auseinandersetzen. Verpackungen aus Karton und Papier, einem sowohl nachhaltigen als auch mehrfach recycelbaren Rohstoff, werden zunehmend mehr nachgefragt.

Büttgenbach: Bei einigen Verpackungen lässt sich Kunststoff nicht ohne weiteres gegen Karton austauschen, etwa bei beschichtetem Material für Fleischprodukte. In solchen Projekten arbeiten wir eng mit Kunden und Systempartnern zusammen, um neue Konzepte zu entwerfen, die durch Ergänzung von Kartonelementen eine deutliche Reduzierung des Kunststoffanteils ermöglichen und damit eine umweltschonendere Alternative bieten. Weniger Kunststoff reicht bei den Kunden nicht mehr: Gar kein Kunststoff ist die klare Anforderung. Kunststoff übernimmt aber oft eine Funktionalität, die Papier allein noch nicht gewährleisten kann.

LT: Können Sie kurz einige Ihrer jüngsten Innovationskonzepte beschreiben?

Büttgenbach: Zur Verpackung frischer Kräuter haben wir zum Beispiel als Ersatz für die herkömmlichen Tiefziehschalen Trays aus nassfesten Naturkartonagen entwickelt, die mit einer ultradünnen Folie aus Polyethylen versiegelt werden. Nach dem gleichen Prinzip funktionieren die FlatSkin-Verpackungen, die sich für frisches Fleisch, Geflügel, Fisch und vieles mehr eignen. Diese Verpackungslösung, ein Projekt von VGP und dem Maschinenbauunternehmen Sealpac, ist mittlerweile in ganz Europa etabliert.

LT: Wodurch zeichnet sich diese Verpackung aus?

Büttgenbach: Sie besteht aus einem laminierten, beidseitig bedruckten Kartonträger, der mit einer dünnen Barrierefolie kaschiert ist, die für Schutz und mikrobiologische Sicherheit sorgt. Auf dieses Board wird das Produkt gelegt und mit einer dünnen Hochbarrierefolie geskinnt. Im Vergleich zu konventionellen Tray-Verpackungen führte diese Lösung zu einer Einsparung des Kunststoffanteils von 75 Prozent. Zudem ist dies eine völlig neue Form der Produktpräsentation durch individuelle, mehrfarbige Bedruckung und bisher unbekannte Erlebbarkeit des Produktes selbst.

LT: Geben Sie doch bitte noch ein Beispiel für Ihre erfolgreichen Entwicklungsaktivitäten.

Büttgenbach: Eine jetzt neue Variante ist FlatMap®, eine Verpackung für aufgeschnittene Produkte. Bei dieser Lösung ersetzt ebenfalls ein mit einer dünnen Kunststoffschicht überzogenes Kartonboard den üblichen Produktträger aus Kunststoff. FlatMap arbeitet dabei mit einer Schutzgasatmosphäre und verlängert damit die Haltbarkeit der Produkte.

LT: Welche weiteren Trends sehen Sie, die neue Herausforderungen mit sich bringen?

Büttgenbach: Die Ausrichtung auf das E-Commerce-Geschäft hat durch die aktuelle Pandemie-Situation stark an Relevanz zugenommen und erfordert Umdenken. Anforderungen rund um die Logistik verändern sich. Um ein Produkt auf dem Versandweg zu schützen, ist eine andere Verpackung erforderlich als für das Handelsregal. Es gibt immer mehr Kunden, die für ein und dasselbe Produkt zwei alternative Verpackungen für die unterschiedlichen Vertriebswege entwickeln.

LT: Was ist dabei zu beachten?

Büttgenbach: Auch im E-Commerce muss gute Verpackung die Funktionen Markenbotschafter, Produktschutz und zudem das Auspackerlebnis erfüllen. Mit Lösungen, die für die Unboxing Experience sorgen, wird die Attraktivität der Marke flankiert. Erfahrungen unserer Kunden zeigen, dass es sich lohnt, in kreative und sich differenzierende Lösungen zu investieren, um sich von Wettbewerbern abzuheben. Eine Verpackung muss im E-Commerce mehr leisten, nicht zuletzt kann sie eine entscheidende Rolle bei der Senkung von Retouren spielen. Eine schöne Verpackung, bei der man vielleicht sogar noch ein Öffnungssiegel brechen muss, senkt die Neigung zur Rücksendung deutlich, wie Studien belegen.

Ohle: Ein zusätzlicher Anspruch im E-Commerce ist, dass das Qualitätsversprechen, für das die Marke, das Produkt und die Verpackung stehen, stimmen muss. Ganz gleich ob online oder offline und unabhängig von der Branche, für unsere Kunden kommt es insgesamt darauf an, auf wirksame Weise die Aufmerksamkeit der Verbraucher zu wecken, Komfort und Logistik zu optimieren, die Markenbekanntheit zu steigern und nicht zuletzt nachhaltige Verpackungskonzepte anzubieten.

Das komplette Interview lesen Sie in der Printausgabe oder im E-Paper von LT 5/21. Hier bestellen.

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