MASSGESCHNEIDERTES RETROFIT FÜR STEUERUNGEN
Seite 1/1 2 Minuten
Die Gründe, warum Unternehmen ihre Produktionsanlagen modernisieren, sind vielschichtig, „aber einer der Hauptgründe ist das Fehlen von Ersatzteilen oder die Abkündigung von Systemen“, weiß Philipp Walden, Geschäftsführer der Staveb Automation AG in Hitzkirch/Schweiz. „Dies macht sich oft in einer reduzierten Verfügbarkeit der Anlage bemerkbar oder in einem gestiegenen Verschleiß und den dazugehörigen Instandhaltungskosten.“ Seit 1990 unterstützt das Unternehmen Lebensmittelhersteller bei der Optimierung von Produktionsprozessen sowie der Modernisierung von Anlagen.
Gerade die Nichtverfügbarkeit von Ersatzteilen kann im Ernstfall zu schwerwiegenden Produktionsausfällen führen, denen Betriebe heute gerne vorbeugen möchten. Aber auch das Diagnostizieren von Fehlern in den Anlagen wird bei älteren Systemen immer aufwendiger. „Natürlich liegt das an den fehlenden Diagnosemöglichkeiten, die wir heute bei modernen Steuerungssystemen haben. Aber auch der Mangel an Erfahrung und Wissen bei den Mitarbeitern, kann zum Problem werden, wenn langjährige Kollegen in den Ruhestand getreten sind“, erläutert Walden. „Das Wissen, warum, wo und wie Fehler auftauchen ist bei diesen älteren Anlagen entscheidend für eine zuverlässige Funktion. Hinzu kommt, dass interne Serviceteams bei vielen Unternehmen immer kleiner werden und es schlichtweg an Manpower fehlt, die Altanlagen auf einem Top-Niveau zu halten.“ Ein weiterer Grund für die Modernisierung ist die Steigerung der Produktivität. Dies betrifft nicht nur die Kommunikationsgeschwindigkeit und die damit einhergehende programmtechnische Datenerfassung, die zu einer Beschleunigung der Abläufe führt, sondern auch die Häufigkeit von Produktwechseln. Besonders bei der Umrüstung auf einen neuen Auftrag sollen Zeit und Material gespart werden.
Im vergangenen Jahr hat Staveb bei der Midor AG in Meilen eine Anlage zur Herstellung von Waffeleis, auch Cornet in der Schweiz genannt, modernisiert, bei der die bisher eingesetzte Steuerung durch den Lieferanten abgekündigt wurde. Des Weiteren funktionierte auf der in den 1990-er Jahren gebauten Anlage die Programmiersoftware nicht mehr in der aktuellen Windowsumgebung. „Eigentlich lief die Anlage gut, doch neben dem Steuerungsproblem war auch der Verschleiß zu hoch und die Ersatzteile wurden immer teurer. Wir haben daher auch gleich neue Servoachsen integriert und die anfälligen Getriebe tauschen lassen“, führt Urs Weber, Teamleiter Automation bei Midor aus.
Außerdem waren Umstellungen überaus aufwändig. Für die unterschiedlichen Geschmacksrichtungen gab es zwischen 20 bis 30 verschiedene Toppings, deren Zugabe zum Herstellungsprozess bei jeder Änderung neu eingestellt werden musste. „Beim Einfahren einer neuen Produktion hatte der Kunde einen Ausschuss von 20.000 bis 30.000 Waffeleis. Wir haben diese Anlage dann komplett innerhalb von sieben Wochen modernisiert und heute erfolgen die Produktionswechsel ohne jeglichen Ausschuss“, erinnert sich Michael Engler, COO von Staveb. Darüber hinaus wurde die Verpackungsanlage für Cornets und Stieleis optimiert. So konnte die Verpackungsgeschwindigkeit der fertigen Waren in die Kartonagen je nach Produkt um bis zu 20 Prozent gesteigert werden.
Neben dem aktuellen Beispiel aus der Eiscremeproduktion hat das Unternehmen bereits Anlagen zur Abfüllung von Sauerkraut, zur Pasteurisierung von Frischteigwaren sowie zur Verpackung von Hamburger-Paddies, Gemüse und Fertigsalaten überarbeitet. „Wir sind mittlerweile zu Spezialisten von Automationslösungen in der Lebensmittelindustrie geworden, denn das Applikationswissen ist unser Mehrwert“, stellt Walden fest.
Die Retrofit-Lösungen umfassen dabei nicht nur die reine Steuerungs-, Antriebs- und Servotechnik, sondern auch die Sensorik. Dabei werden veraltete mechanische Antriebssysteme gegen elektronische ersetzt. „Uns ist besonders wichtig, dass wir auch den Bediener und die Instandhaltung mit ins Boot holen, denn schlussendlich ist es seine Maschine, mit der er nach dem Retrofit umgehen muss“, so der Geschäftsführer. Des Weiteren werden moderne HMIs integriert, um die zukünftige Handhabung der Maschine zu vereinfachen. Bevor mit der Umsetzung begonnen wird, analysiert Staveb den Produktionsprozess und die möglichen Optimierungsoptionen.