PLANT BASED IM SÜSSWARENREGAL
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Wer heute zu Schokolade, Bonbons oder Fruchtgummis greift, erwartet mehr als "nur" Genuss. Süßwaren und Snacks sollen nicht mehr allein mit exotischen Geschmackskombinationen und fruchtigen Aromen überraschen, sondern als zuckerreduzierte oder rein pflanzliche Varianten den aktiven und bewussten Lebensstil unterstützen. Natürlichkeit und Gesundheit sind zwei der Trends, die auch als Folge langer Lockdowns und Social-Distancing-Maßnahmen immer kaufentscheidender werden. Laut einer Umfrage von FMCG Gurus sind aktuell rund 38 Prozent der Verbraucher*innen weltweit auf der Suche nach gesünderen Süßwaren. 63 Prozent werfen dabei einen kritischen Blick auf die Zutatenlisten, wobei Angaben wie "frei von Zusatzstoffen" oder "100 Prozent natürlich" am Point of Sale besonders hoch in der Gunst stehen.
Booster für das Immunsystem
Die wachsende Anzahl von Produktneueinführungen mit gesundheitlichem Nutzen spiegelt sich auch in den Datenbanken von Innova Market Insights wider. „Das bestätigt die zunehmende Bedeutung dieses Marktsegmentes“, sagt Lu Ann Williams, Global Insights Director bei Innova Market Insights. Als Partner der Koelnmesse stellt das Marktforschungsunternehmen die wichtigsten Ingredients-Trends der Süßwaren und Snackbranche auf der ProSweets Cologne vor. Lu Ann Williams erwartet beispielsweise, dass das Bewusstsein für den Gehalt an Antioxidantien und die potenziellen Vorteile für die Immungesundheit von dunkler Schokolade und Zutaten wie "Superfruits", zum Beispiel Granatapfel oder Goji-Beeren, zunehmen wird. Im Zentrum steht dabei nicht zuletzt die Bedeutung immunstärkender Inhaltsstoffe, die einhergeht mit einem wachsenden Interesse an personalisierter Ernährung. Die von der Koelnmesse GmbH in Zusammenarbeit mit der DLG Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft e.V. in Halle 5.2 organisierte Eventzone INGREDIENTS nimmt sich dieses komplexen Themas an und stellt die Ergebnisse der Studie "My Food – Personalisierung und Ernährung" vor.
Parallel dazu treibt die Popularität pflanzlicher Inhaltsstoffe die Innovationen der Süßwaren- und Snackhersteller an. Daraus ergibt sich auch kreativer Spielraum für neue Wege in der Anreicherung mit Ballaststoffen. Nicht umsonst zählt das Süßwarensegment zu den Produktgruppen, bei denen aktuell die meisten Health Claims mit Bezug zu Ballaststoffkonzentraten auf Basis von Getreide, Gemüse und Hülsenfrüchten zu finden sind. In der Regel lassen sich diese leicht in bestehende Rezepturen ohne Veränderung der Herstellungsprozesse integrieren. Ein Beispiel dafür sind Waffelgebäcke, die Vollwertfasern in der Füllung enthalten, ohne dass ein Unterschied in Geschmack, Cremigkeit oder Knusprigkeit wahrnehmbar ist.
Pflanzliche Ingredients als Clean-Label-Stars
Die ausstellenden Unternehmen auf dem Kölner Messegelände bedienen alle diese Trends mit maßgeschneiderten All-in-One- Lösungen, hinter denen sich Zutaten wie Fruchtpulver, Nüsse und Vitamine aber auch botanische Extrakte, funktionelle Ballaststoffe oder Proteinkonzentrate auf Basis von Hülsenfrüchten verbergen. Vor diesem Hintergrund läuft die Entwicklung neuer Süßwaren im Bereich des Clean Labelling auf Hochtouren. Bei der Umsetzung einer vollständigen clean-label-konformen Reformulierung müssen allerdings einige technologische Hürden genommen werden. Dies betrifft vor allem die Frage, wie sich die sensorischen Eigenschaften des Originalprodukts aufrechterhalten lassen, was Geschmack, Textur und Farbe anbelangt.
Besondere Herausforderungen bringt beispielweise der Umstieg von künstlichen zu natürlich gewonnenen Farben mit sich. Sollen Gummibärchen, Kaugummi oder Bonbons in Kirsch-Rot, Karotten-Orange oder Zitronen-Gelb beeindrucken, empfiehlt es sich mit Färbenden Lebensmitteln zu arbeiten. „Nach den EU-Vorschriften gelten diese als Lebensmittelzutaten, so dass sie keine E-Nummern benötigen“, erläutert Petra Thiele, Managing Director bei der GNT Europa GmbH in Aachen. Zu den jüngsten Innovationen des Unternehmens zählen zwei Lösungen, die auf Kurkuma und Spirulina basieren und einen gelblich-grünen beziehungsweise bläulich-grünen Farbton liefern. Gewonnen werden diese durch physikalische Verarbeitungsmethoden aus gentechnisch nicht veränderten Früchten, Gemüsen und Pflanzen.
Proteinreiche Naschereien für das Workout
Da der Begriff "plant based" auch im Sü.warenregal immer mehr in den Vordergrund rückt, stellt sich sowohl für die traditionellen Produzenten als auch Start-up-Unternehmen die Herausforderung, nach Rezepturen mit verbesserten Nährwertprofilen – und das aus gutem Grund: Weltweit verzeichnet der Markt für pflanzliche Lebensmittel laut Innova Market Insights zweistellige Wachstumsraten. Insbesondere proteinreiche und zuckerreduzierte Snackvariationen, werden stark nachgefragt – auch in Form von Riegeln. Besonders beliebt sind solche, die die Energie nach dem Sport steigern oder die Leistungsfähigkeit erhöhen. Relativ neu auf der Zutatenliste stehen hier Proteinkonzentrate aus Kichererbsen, Bohnen oder Linsen, die dank ihrer funktionalen Eigenschaften außerdem für ein angenehmes Mundgefühl sowie eine cremige Textur sorgen. Hinzu kommen Mandeln, Nüsse und Cashewkerne, die als Lieferanten für gesunde Fettsäuren dienen.
Der Ausblick auf die ProSweets Cologne 2022 zeigt: Die Erwartungen der Verbraucher*innen ändern sich, und gesunde Optionen werden zur Priorität für die Süßwaren- und Snackhersteller. Welche Relevanz die neuen Inhaltsstoffe haben und wie sich mit ihnen Produkte kreieren lassen, die geschmacklich überzeugen, ist auch Thema in der Eventzone INGREDIENTS in Halle 5.2. – der zentralen Anlaufstelle rund um das Thema Rohstoffe und Zutaten. Einen Blick weit über das Jahr 2022 hinaus riskiert am Messe-Dienstag der Zukunftskongress #CONNECT 2030, der auch live auf der digitalen Eventplattform ISM & ProSweets @home übertragen wird. Die Keynote Speaker Hon. Prof. Dr. Sascha Peters und Diana Drewes von der Zukunftsagentur Haute Innovation werden in ihrem Vortrag "Future Sweets – What and how will we eat in 2030?" über nachhaltige Lösungsansätze für Süßwaren mit hohen Nährwerten, kreislauffähige Verpackungen und zukünftige Rohstoffe sprechen.